Fast Jeder und Jede hat heute ein Smartphon, meist noch ein Tablet oder einen Laptop dazu. Wenn das zu gesundheitlichen Problemen führen würde, müssten wir doch alle schon längst krank sein. Hier mag ein Vergleich mit dem Rauchen helfen: Niemand bezweifelt heute, dass Rauchen zu schweren Gesundheitsschäden führen kann. Trotzdem gibt es viele Kettenraucher wie unseren Altbundeskanzler Schmidt, die bis ins hohe Alter gesund bleiben. Warum die einen gesund bleiben und die anderen nicht, weiß man noch nicht genau. Sicher spielt die genetische Disposition eine Rolle, aber nicht die einzige.
Wie kann Funkstrahlung schädigen?
Man kennt die wichtigsten Mechanismen sehr gut, mit denen die Strahlung den Körper schädigt. Der bekannteste ist wohl, dass bei Menschen, Tieren und Pflanzen unter Funkstrahlung Kalzium in die Zellen einströmt. Dieser Vorgang ist so gut erforscht, dass er sogar genau berechnet werden kann. Da das die unterschiedlichsten Zellen betrifft, sind die Wirkungen entsprechend vielfältig. Hier interessieren vor allem die Kontraktion bestimmter Muskeln und die Erregung von Nerven, die beispielsweise zu unerträglichen (Kopf-) Schmerzen führen kann. Die ständige Reizung vieler Nerven bewirkt besonders bei Kindern und Jugendlichen, dass z.B. bei neuen Eindrücken oder beim Lernen das Gehirn von den eigentlich wichtigen Informationen abgelenkt wird. Die fortwährende Reizung bestimmter Nerven führt auch dazu, dass neue Synapsen gebildet werden, die das Gehirn unnötig beschäftigen. Weitere gut dokumentierte Auswirkungen sind neuropsychiatrische Effekte wie ständige Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwindel, Dysästhesie (abnorm starke oder verminderte Sinnes-empfindlichkeit der Haut) und Veränderungen des EEG. Man beachte auch hier, dass diese Schäden nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung auftreten, aber trotzdem sehr gut dokumentiert sind.
Ein Problem der Funkstrahlung ist die Vielzahl der Schäden, die sie verursacht. Deshalb gibt es keine typischen Symptome, die eine einfache Diagnose ermöglichen würde. Trotzdem sei noch auf zwei weitere häufige Folgen hingewiesen:
Schlafstörung und „Zappelphilipp“
Eine intensive Funkstrahlung, z.B. von WLAN oder Schnurlostelefonen, bewirkt bei einigen wenigen Prozent der Bevölkerung, dass die Produktion des Hormons Melatonin eingeschränkt wird, die normalerweise abends beim Fehlen bestimmter Nervenreize stattfindet. Wenn also durch Funkstrahlung genügend Nerven aktiviert werden, wird zu wenig Melatonin gebildet, ein Schlüsselhormon, das für den Tag-Nacht-Rhythmus und für eine ausgeglichene Stimmung wichtig ist. Die Folge: Schlaflosigkeit, Depressionen usw. Wichtig ist auch die Entstehung von ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) und ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom): Funkstrahlung unterdrückt die Produktion von PEA (Phe-nylethylamin), wodurch ADS und ADHS hervorgerufen werden. Die Behandlung des PEA-Mangels geschieht meist mit Ritalin. Der Verbrauch von Ritalin ist seit etwa 1995 enorm angestiegen. Daran ist sicher nicht die Funkstrahlung allein schuld. Aber sie ist ein wesentli-cher Faktor.
In Tierversuchen wurden noch schlimmere Folgen von Funkstrahlung wie Krebs und Missbil-dungen festgestellt, und zwar deutlich unter den geltenden Grenzwerten. Das ist eine offen-sichtliche Konsequenz der Öffnung der Kalzium-Kanäle, die sehr aggressive chemische Verbindungen entstehen lässt, die die Erbsubstanz angreifen. Beim Menschen verbieten sich aber alle Experimente dazu; möglich sind nur Beobachtungen. Deshalb gehen wir hierauf nicht näher ein.
Was kann man in dieser Situation tun?
Wichtig ist zu beachten, dass Funkstrahlung die Erbsubstanz schädigen kann, was sich beson-ders bei der Zellteilung auswirkt. Je kleiner die Kinder, desto häufiger teilen sich die Zellen. Deshalb sollten Schwangere besonders vorsichtig sein. Wegen seiner Kinder sollte man auch auf manchen Komfort verzichten: Smartphones, die gerade nicht benützt werden, sollten unbedingt auf Flugmodus geschaltet werden. Die meisten Schnurlostelefone strahlen immer, auch wenn sie nicht benützt werden. Sie lassen sich problemlos durch sog. Eco-Telefone oder durch schnurgebundene Apparate ersetzen. WLAN ist nicht nötig; es lässt sich fast immer durch Anschlüsse mit einem LAN-Kabel vermeiden. Zumindest sollte es nachts ausgeschaltet werden. Denn die stärkste Strahlung in einer Wohnung stammt meist nicht von einem nahen Funkturm, sondern vom eigenen WLAN und vom Schnurlostelefon. In den Schulen muss WLAN unbedingt durch Lichttechnik (VLC) ersetzt werden.
Kinder sollten auf keinen Fall mit Smartphones spielen. Jugendlichen kann man es heute kaum noch verbieten. Aber ein verantwortungsvoller Umgang damit muss geübt werden. Denn für junge Menschen sind Krebs oder missgebildete Kinder kein überzeugendes Argument, eher schon die Tatsache, dass Funkstrahlung die Potenz beeinträchtigt.
Wir müssen alles in unseren Kräften Liegende tun, um die Schäden durch Funkstrahlung für uns und die kommenden Generationen zu verhindern. Die meisten Maßnahmen dazu lassen sich einfach und ohne Probleme verwirklichen.
Prof. Dr. Dr. Klaus Buchner
Quellenangaben
1Die Quellenangaben für die wissenschaftlichen Originalarbeiten zu fast allen Aussagen in diesem Artikel findet man in: K. Buchner und M. Krout: 5G-Wahn[sinn], Mankau Verlag 2021, ISBN 978-3-86374-608-7
² D.J. Panagopoulos (Herausg.): Electromagnetic fields of wireless communications: Biological and health effects. CRC Press 2023, ISBN 978-1-0320 61757
³M.L. Pall: Microwave frequency electromagnetic fields (EMFs) produce widespread neuropsychiatric effects including depression. J Chemical Neuroanatomy 75 (2016), 43-51
4 K. Buchner und H. Eger: Veränderung klinisch bedeutsamer Neurotransmitter unter dem Einfluss modulierter hochfrequenter Felder – Eine Langzeiterhebung unter lebensnahen Bedingungen. umwelt • medizin • gesellschaft 24 (2011), 44-57
5 S. Gulati, W. Mosgöller, D. Moldan et al.: Evaluation of oxidative stress and genetic instability among residents near mobile phone base stations in Germany. Ecotoxicology and Environmental Safety 279 (2024), 116486